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Spätsommer

Strohballen auf dem Feld

„ Himmel und Erde kennen keine Vorliebe. Ihnen sind die abertausend Wesen wie Opferhunde aus Stroh.
Der Weise kenn keine Vorliebe. Ihm sind die Menschen wie Opferhunde aus Stroh.
Der Raum zwischen Himmel und Erde, gleicht er nicht einem Blasebalg?
Leer, doch unerschöpflich, je mehr bewegt, kommt immer mehr hervor. 

Viele Worte schnell zerrinnen, weit besser ist, das Innere zu bewahren.“
(Dao De Jing, Vers 5)

Yangsheng ist die Lehre von der Pflege des Lebens: was können wir tun, wie können wir uns verhalten, um uns gesund zu erhalten oder bei Krankheit gesund zu werden. Es sind oft ganz einfache Dinge, die, üben und beherzigen wir sie täglich, uns helfen, gesund zu bleiben und aus einer Krankheit einen Weg herauszufinden.

Es geht nicht darum, sein ganzes Leben zu verändern. Und doch: werden wir krank, bedeutet das, es hat sich in unserem Körper und in unserer Seele ein Ungleichgewicht eingestellt. Dieses Ungleichgewicht ist durch unser Verhalten, unsere Gewohnheiten und durch äußere Umstände entstanden. Wollen wir nun gesundwerden, ist es erforderlich, einige Dinge zu ändern. Kleinigkeit. Schritt für Schritt. Nicht alles auf einmal.

In meiner Reihe Yangsheng möchte ich Sie nach und nach auf Kleinigkeiten in unserem Alltag hinweisen und sie so ermutigen, etwas zu verändern. Nur ein bisschen.

Heute steht der Spätsommer vor der Tür:

Die Ernte-Zeit, in diesem Jahr schon viel früher wie in anderen Jahren. Trotzdem ist die Veränderung in der Jahreszeit deutlich spürbar. Auf einmal: das Licht ist anders, die Tage werden kürzer, die Hitze zieht sich zurück, die Pflanzen, wenn sie der Trockenheit nicht zum Opfer gefallen sind, ziehen sich ebenfalls nach und nach zurück. Es ist die Zeit, sich langsam auf den Winter vorzubereiten:

Obst, Gemüse und Nüsse werden geerntet, Kräuter und Wurzeln gesammelt; wir kochen Kompott, Marmelade und Gelee, trocknen Kräuterlein und Wurzeln. Alles wird in Gläser gefüllt und zur Aufbewahrung an einen guten Ort gebracht. Der Winter kann kommen.

Geht es Ihnen so? Spüren Sie die Veränderung in der Natur und den Drang, zu Sammeln und Einzukochen, alles für den Winter zu verarbeiten? Denn das liegt in der Luft, tatsächlich. Das macht diese Jahreszeit mit uns, wenn wir darauf hören, es fühlen, aufmerksam sind.

Versuchen Sie es einmal: Lassen Sie Ihre Gedanken zur Ruhe kommen. Lauschen Sie auf die Natur, lauschen Sie in die Natur hinein. Sehen Sie, wie anders das Licht geworden ist. Riechen Sie die Düfte draußen um sich herum, die Äpfel, die auf dem Boden liegen, die frisch geernteten Pflaumen. Nehmen Sie das Obst in die Hände und fühlen Sie, wie reif es schon ist. Nehmen Sie all das wahr und lassen Sie es wirken, ganz in Ruhe……

Können wir unsere Gedanken abschalten, zur Ruhe bringen, nehmen wir unsere Umgebung besser wahr. Wir sind nicht nur mit Denken beschäftigt. Um zur Ruhe zu kommen, können wir unsere Sinne benutzen. Die Freunde der Praktischen Philosophie kennen hierfür eine leichte und sehr effektive Übung: Die Stille-Übung. Sprechen Sie mich an, wenn Sie mehr darüber erfahren wollen!

Verbinden wir uns mit unseren Sinnen, hören wir, sehen wir, riechen wir, fühlen wir, was um uns herum ist und konzentrieren uns ganz allein darauf. Versuchen Sie es, es funktioniert! Wir bekommen mit, was gerade in diesem Moment um uns herum ist.

Was ist wirklich gerade in diesem Moment hier und jetzt? Konzentration! Sehen, fühlen, riechen, hören: genau das ist es!

Was aber hat das nun mit der Lebenspflege und dem Element Erde des Spätsommers zu tun?

Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Sinne, unser Hören, Riechen, Sehen, Schmecken und Fühlen, nehmen wir wahr, was um uns herum ist: die Vögel, die Blumen, die Bäume, die Wolken, unseren Gesprächspartner, unser Gegenüber im Bus, derjenige, der an der roten Ampel im Auto nebenan sitzt. Wir sind so verbunden mit unserer Umwelt. Sind wir mit Denken, Planen, Grübeln beschäftigt, sind wir mit uns alleine (beschäftigt). Sehen wir, sind wir mit unserer Um-Welt verbunden.

Das miteinander verbinden ist die Aufgabe des Erdelementes. Die Mutter Erde verbindet uns alle, die auf ihr leben, miteinander. Einfach aus ihrer Eigenschaft heraus: sie ist unser Boden, auf dem wir stehen und diejenige, die uns unsere Nahrung liefert.

Die Gefühle, die der Erde nach der Chinesischen Medizin innewohnen, sind: sich sorgen umeinander und Mitgefühl füreinander haben.

Es geht also um

  • Sich miteinander zu verbinden
  • Sich sorgen umeinander, auch um sich selbst
  • Mitgefühl füreinander haben, auf für sich selbst.

Sich umeinander Sorgen bedeutet, Sorge tragen füreinander, Verantwortung übernehmen für das, was man tut oder nicht tut und dafür, wie man sich verhält dem Anderen gegenüber. Alles hat eine Wirkung: mein Tun und mein Nicht-Tun, mein Verhalten. Es wirkt auf meine Umwelt, die Menschen, die mich umgeben, es hinterlässt eine Spur. Auch, dass wir uns um uns selbst sorgen, also Sorge dafür tragen, dass es uns gut geht, dass wir glücklich sind, liegt in dieser Bedeutung. Es ist wichtig für das eigene Wohlbefinden, dass wir Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen, für unser Glück, und aktiv etwas dafür tun. Dafür Sorge tragen. Wir selbst für uns. Wir selbst für den Anderen. Wir selbst für die Erde, auf der wir leben.

Unser Mitgefühl füreinander bewirkt in uns, dass wir mit dem anderen Wesen mit-fühlen können: mit dem Tier, der Pflanze, unserem Freund, unseren Kollegen, den Eltern, den Kindern, dem Menschen, der gerade da ist. Indem wir unser Herz öffnen, unsere Sinne öffnen, verschenken wir unser Gefühl an den anderen. Wir fühlen mit. So entsteht ein wunder-volles Miteinander, das heilsam wirkt.

Nicht anders sollten wir uns aber auch uns selbst gegenüber verhalten: es ist für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sehr wichtig, dass wir mit uns selbst mit-fühlen können. Dass wir wissen, warum wir dieses Gefühl haben (Zorn, Traurigkeit) und uns dafür nicht verurteilen, sondern Mitgefühl entwickeln, also mit-fühlen. Wir verbinden uns damit mit uns selbst und kommen uns selbst nicht fremd vor.

DESHALB:

Schauen Sie über den Tellerrand hinaus und bedenken Sie, was ihr Handeln oder Unterlassen bei Ihnen selbst und auch bei anderen bewirkt: Welche Auswirkung wird es haben, welche Konsequenz. Wird es Ihnen wirklich gefallen? Nutzen Sie Ihre Sinne, um zu erfahren, wie es Ihnen selbst und dem anderen momentan geht (zu-hören, an-schauen, hinein-fühlen, mit-fühlen), wer davon betroffen ist (hin-sehen, an-hören, in-sich-hineinhören). Lassen Sie es zu, still zu werden und zu überdenken.

Verschenken Sie ihre Aufmerksamkeit und Ihr Mitgefühl, an andere und an sich selbst. Liebe entsteht.

Es ist wichtig, dass wir für unser eigenes Wohl sorgen und dass wir uns alle umeinander sorgen. Jeder von uns benötigt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, auch die Erde, auf der wir wohnen, und die Pflanzen und Tiere, die unsere Nachbarn sind.

„Kannst du deine Seelenkräfte vereinigen, das Eine umfangen und so ungeteilt sein?
Kannst du deine Atemkraft sammeln, zur Weichheit gelangen und so wie ein Kindlein sein?
Kannst du klären und läutern dein inneres Schauen und so ohne Irrtum sein?
Kannst du die Menschen lieben, das Land regieren und dabei im Nicht-Tun sein?
Kannst du, wenn die Himmelspforten sich öffnen und schließen, wie eine Vogelmutter sein?
Kannst du hellklar alles durchdringen und dabei ohne Wissen sein?

Erzeuge das, nähre das!
Erzeugen, doch nicht besitzen.
Wirken, doch nicht daran hängen.
Behüten, doch nicht beherrschen.

Dies nennt man: tiefgründige wahre Tugend.“
Lao Tse, Tao Te King, Vers 10

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